Gezielte Diagnose grundlegend für erfolgreiche Ernährungstherapie

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  3. Gezielte Diagnose grundlegend für erfolgreiche Ernährungstherapie

Getreideassoziierte Erkrankungen wie Zöliakie, Gluten-/Weizensensitivität, Weizenallergie und das Reizdarm-Syndrom stellen in der ärztlichen Praxis aufgrund überlappender Beschwerdebilder häufig eine Herausforderung dar. Eine korrekte Abgrenzung der Erkrankungen ist jedoch die Voraussetzung für eine gezielte Behandlung. Damit diese zum Erfolg führt, müssen die jeweiligen Auslöser – vor allem Gluten, Weizen und FODMAPs – ermittelt und entsprechend gemieden werden. Hochwertige Spezialprodukte und eine unterstützende Ernährungsberatung erleichtern die richtige Umsetzung der ernährungs-therapeutischen Konzepte.

Bei gastrointestinalen Symptomen wie Bauchschmerzen, Diarrhoe, Flatulenz und Obstipation kommen als Ursache unter anderem Erkrankungen in Frage, bei denen Getreide oder Getreidebestandteile wie z. B. Gluten als Auslöser eine Rolle spielen. Dazu gehören neben der Zöliakie, Gluten-/Weizensensitivität und Weizenallergie in Teilen auch das Reizdarm-Syndrom. Da gerade Weizen und Gluten als Auslöser von Beschwerden in der Öffentlichkeit viel diskutiert werden, äußern viele Patienten in der ärztlichen Praxis bereits einen entsprechenden Verdacht, so die Erfahrung von Prof. Dr. Martin Storr, Starnberg. „Bei diesen Erkrankungen handelt es sich trotz ähnlicher Beschwerdebilder um völlig unterschiedliche Krankheiten, die auch ein unterschiedliches therapeutisches Vorgehen erfordern“, erklärte der Gastroenterologe. „Deshalb ist eine genaue Differenzialdiagnose zwar nicht immer einfach, aber von großer Bedeutung für den Therapieerfolg“.

Diagnose durch Ausschluss anderer Erkrankungen

Da es sich bei der Zöliakie und der Weizenallergie um gut definierte Erkrankungen handelt, die über den Nachweis spezifischer Marker im Blut gut zu diagnostizieren sind, besteht bei Patienten, die auf getreidehaltige Mahlzeiten mit Beschwerden reagieren, ein wichtiger Schritt in der Diagnose bzw. dem Ausschluss dieser beiden Erkrankungen. Bei der Gluten-/Weizensensitivität und beim Reizdarm ist die Differenzialdiagnose komplexer. Wie Storr erläuterte ist das klinische Bild der Gluten-/Weizensensitivität, bei der Beschwerden nach dem Genuss von Weizenprodukten sowohl im als auch außerhalb des Darms auftreten können, äußerst inhomogen und überschneidet sich teilweise mit typischen Symptomen, die Patienten mit einem Reizdarmsyndrom zeigen. Umgekehrt können Gluten und andere Weizenbestandteile wie Amylase-Trypsin-Inhibitoren und FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole) auch bei einem Teil der Patienten mit Reizdarm gastro- und auch extraintestinale Beschwerden auslösen. „Allerdings stellen
Patienten mit Gluten-/Weizensensitivität – anders als die meisten Reizdarm-Patienten – einen Zusammenhang ihrer Symptome mit der Aufnahme von Gluten her“, berichtete Storr. Nach vorherigem Ausschluss von Zöliakie und Weizenallergie liegt bei diesen Patienten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gluten-/Weizensensitivität vor, wenn sich das Beschwerdebild durch eine glutenfreie Ernährung bessert und eine nachfolgende Glutenprovokation wieder zu einer Verschlimmerung führt. Bei vermutetem Reizdarm sind zur Sicherung der Diagnose neben Zöliakie eine Reihe weiterer möglicher Beschwerdeursachen auszuschließen, wie z. B. Nahrungsunverträglichkeiten und –allergien sowie Darmerkrankungen anderer Genese.

Verzicht auf Gluten und FODMAPs erfolgversprechend

Bei der Therapie getreideassoziierter Erkrankungen liegt der Schwerpunkt auf ernährungstherapeutischen Maßnahmen zur Meidung der auslösenden Faktoren. Während bei der Zöliakie glutenhaltige Produkte lebenslang strikt gemieden werden müssen, ist bei der Gluten-/Weizensensitivität eine glutenreduzierte Ernährung angezeigt, die aber nach heutigem Kenntnisstand nach einer Initialphase weniger streng gehandhabt werden muss als bei der Zöliakie. Beim Reizdarm stehen zunächst das Meiden bekannter Triggerfaktoren und die Zufuhr wasserlöslicher Ballaststoffe im Vordergrund der Therapie. Führen diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, ist nach Ansicht von Prof. Storr der Versuch einer FODMAP-reduzierten Diät sinnvoll. FODMAPs sind unverdauliche Kohlenhydrate, die von der Darmflora fermentiert werden, was zu Blähungen, Durchfällen und erhöhtem
Stuhlvolumen führen kann. Dass der Verzicht auf FODMAP-haltige Nahrung bei einem großen Teil der Patienten mit Reizdarm-Syndrom zu einem Rückgang der genannten Beschwerden führt, konnte bereits in
zahlreichen Studien belegt werden. „Aufgrund ihrer guten Wirkung gilt diese Therapieform inzwischen als Standard beim Reizdarm“, so Storr. Auch diese Therapie müssen die Betroffenen nur für etwa 6 Wochen strikt
einhalten. Sobald sich ein Effekt zeigt, kann sie nach und nach wieder bis zur Toleranzgrenze gelockert werden. Allerdings sind nicht bei allen Patienten mit Reizdarm ausschließlich FODMAPs die Auslöser der
Beschwerden. Ein Teil der Patienten reagiert auch empfindlich auf Gluten und kann daher von einer glutenfreien Diät profitieren. Dies ist insbesondere bei Overlap-Symptomatik häufig der Fall, wenn neben gastrointestinalen Beschwerden auch extraintestinale Symptome auftreten, wie sie für die Glutensensitivität charakteristisch sind, z. B. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Benommenheitsgefühle. In einer von Storr
vorgestellten Studie, in der Patienten mit Reizdarm für 4 Monate auf eine glutenfreie Ernährung eingestellt wurden, kam es bei 34 % zu einer deutlichen Besserung der Symptome.1 Da der Effekt häufig verzögert eintritt,
sollten Betroffene sich mindestens 2 Monate glutenfrei ernähren, bevor der Erfolg beurteilt werden kann.Ernährungsmängel sind laut Storr weder bei der glutenfreien noch der FODMAP-reduzierten Ernährung zu
befürchten. Denn die zu meidenden Nahrungsmittel lassen sich gut durch Alternativen ersetzen, zudem bietet der Handel inzwischen eine große Vielfalt von Spezialprodukten in hoher Qualität an. Einige glutenfreie
Produkte, z. B. von Schär, sind auch als FODMAP-arm zertifiziert. Prof. Storr empfahl dennoch, eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen, damit die Vielfalt des Speiseplans nicht unnötig
eingeengt wird.

 

Hier gelangen Sie zur Aufzeichnung der Online-Pressekonferenz die am 14. März stattfand, mit Frau Birgit Blumenschein, Diätassistentin und Dipl. Medizinpädagogin und Prof. Dr. med Martin Storr, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Im Rahmen der Konferenz konnten die Teilnehmer Fragen zum Thema Overlap-Problematik bei getreideassoziierten Erkrankungen stellen. 

Online-Pressekonferenz