Ausschlussdiäten gelten als Erfolg versprechende Therapiemaßnahme beim Reizdarmsyndrom (RDS). Welche Auswirkungen Gluten auf die gastrointestinalen Symptome sowie die Zusammensetzung der Mikrobiota bei RDS-Patienten hat, ist bisher ungeklärt. Eine schwedische Interventions-Studie liefert neue Erkenntnisse.
Die Auswirkungen von Gluten auf gastrointestinale Symptome (GI-Symptome) bei Betroffenen mit Reizdarm-Syndrom (RDS) sind bisher unklar. RDS-Patienten berichten, dass die Symptome beim Verzehr bestimmter Lebemsmittel wie Gluten zunehmen. Studien legen die Vermutung nahe, dass bei einigen RDS-Patienten die Mikroumgebung des Darms – die Mikrobiota, in der Nahrungsbestandteile und das enterale Nervensystem miteinander interagieren – eine Schlüsselrolle bei gastrointestinalen Symptomen spielt. Zudem soll speziell bei der viszeralen Überempfindlichkeit beim RDS die Vielfalt an Metaboliten relevant sein. Diese entstehen bei der Verstoffwechslung von Nahrungsbestandteilen durch die Darmmikrobiota und sind für eine gesunde Darmtätigkeit von großer Bedeutung sind.
Eine Studie konnte zwar zeigen, dass Ausschlussdiäten die Zusammensetzung der Darmmikrobiota bei RDS-Patienten beeinflussen, jedoch fehlt bisher der Nachweis, dass eine glutenfreie Ernährung die Zusammensetzung der Mikrobiota von RDS-Patienten anders beeinflusst als die von gesunden Kontrollpersonen.
In der im Herbst 2022 veröffentlichten Studie untersuchte das schwedische Forscherteam um Alegra P. Joost diese Hypothese. Dafür wurde in erster Linie die Wirksamkeit einer glutenfreien Diät im Hinblick auf die Auswirkungen auf GI-Symptome bei RDS-Patienten im Vergleich zu einer glutenhaltigen Diät überprüft. Darüber hinaus sollten die vermutete Verbindung zwischen der Darmmikrobiota und die diätetischen Auswirkungen auf die GI-Symptome sowie potenzielle Faktoren für den klinischen Erfolg einer glutenfreien Ernährung identifiziert werden.
Methode
In der randomisierten, kontrollierten Studie folgten 20 Patienten mit Reizdarmsyndrom und 18 gesunde Kontrollpersonen (HC) einer konsequenten glutenfreien Ernährung. Die Teilnehmenden erhielten zwei Essenspakete mit glutenfreien Mahlzeiten pro Tag sowie Listen mit glutenfreien Lebensmitteln, die sie darüber hinaus verzehren durften. Ihre gesamte Nahrungsaufnahme hielten sie in Ernährungstagebüchern fest. Während der beiden jeweils 14-tägigen Interventionsphasen bestreuten die Teilnehmer ihre Mahlzeiten mit einem zur Verfügung gestellten Pulver, das entweder aus Gluten (14 g/Tag) oder Reismehl bestand.
Als primäre Ergebnisdaten wurden die Auswirkungen der Interventionen auf RDS-Symptome (IBS-SS) sowie auf die Stuhlgewohnheiten erfasst. Sekundäre Ergebnisse umfassten die Effekte einer glutenfreien Ernährung auf die fäkale Mikrobiota (Analyse von Stuhlroben durch GA-map Dybiosis Test) sowie das fäkale Metaboliten-Profil (LC-MS-Analyse von extrahierten Metaboliten-Rückständen auf Stuhlproben).
Ergebnisse
Die Studie weist darauf hin, dass bei einer bestimmten Patientengruppe, die am Reizdarm-Syndrom leidet, eine glutenfreie Ernährungstherapie positive Auswirkungen auf die gastrointestinalen Symptome haben kann, speziell in Bezug auf die Darmgewohnheiten. Obwohl sich die Schwere der RDS-Symptomatik zwischen den Gruppen während der glutenfreien bzw. der glutenhaltigen Interventionsphasen nicht signifikant unterschied, konnten positive Auswirkungen der Interventionen in Bezug auf die Stuhlgewohnheiten durch ein vermindertes Auftreten von Durchfall während der glutenfreien Interventionsphase nachgewiesen werden.
Bei einer Untergruppe der RDS-Patienten, sprach die glutenfreie Ernährung besonders gut an. In dieser Gruppe verbesserten sich die generellen GI-Beschwerden deutlich. Auch unterschieden sich die fäkalen Metabolitenprofile dieser Patienten von denen der anderen RDS-Patienten und von denen der gesunden Kontrollgruppe. Die Auswirkungen der glutenfreien Ernährung bei dieser Patientengruppe zeigten sich sowohl durch deutliche Veränderungen der fäkale Mikrobiota als auch in den Metabolitenprofilen. Dadurch kann die klinische Reaktion auf eine glutenfreie Ernährung bereits vor Therapiebeginn anhand einer Analyse des fäkalen Metabolitenprofils vorhergesagt werden.
Fazit
Insbesondere bei einer bestimmten Patientengruppe, die am Reizdarm-Syndrom leidet, kann eine glutenfreie Ernährung positive Auswirkungen auf gastrointestinale Symptome und auf die Stuhlgewohnheiten der Patienten haben. Speziell bei RDS-Patienten, die gut auf eine glutenfreie Ernährung angesprochen haben, scheint der Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel die Mikroumgebung im Darm zu beeinflussen. Die Bestimmung des Metabolitenprofils im Stuhl kann eine Prognose dafür liefern, ob eine glutenfreie Ernährungstherapie bei einem RDS-Patienten Erfolg versprechend ist.