Weizen gehört zu den wichtigsten Kulturpflanzen unserer Zeit. Im Laufe der Jahre wurde er immer weiter gezüchtet und an die menschlichen Bedürfnisse angepasst. Aus den ursprünglichen Weizenarten Einkorn und Emmer ist eine leistungsstarke Pflanze geworden. Diskutiert wird der Einfluss dieser Veränderungen auf die Verträglichkeit von Weizen.
Weizen gehört zu den ersten Pflanzen, die der Mensch domestiziert hat. Die ursprünglichen Weizenarten waren Einkorn und Emmer. Diese Nutzpflanzen lösten über alle Erdteile kulturelle Veränderungen aus. Weizen selbst wurde verändert, an die menschlichen Bedürfnisse angepasst und für Herausforderungen der Zukunft weiterentwickelt. Durch Pflanzenzüchtung und moderne Landwirtschaft konnte vor allem der Ertrag gesteigert werden. Aber auch, der Vegetationszyklus, der Reifezeitpunkt sowie Krankheitsresistenzen und die Backeigenschaften wurden verbessert. Welche Einflüsse die züchterischen Veränderungen des Weizens auf die Verdauung haben und ob hier eine mögliche Erklärung für die Zunahme an Unverträglichkeiten liegt, ist bisher nicht klar. Neben Mais und Reis zählt Weizen heute weltweit zu den wichtigsten Nutzpflanzen für die menschliche Ernährung und wird auf allen Kontinenten der Welt angebaut. Der Flächenverbrauch ist bei Weizen allerdings am größten. Die wichtigsten Anbauländer sind China, Indien, die USA, Frankreich und Russland. Bei kaum einer anderen Kulturart verfügen wir über so umfangreiche Kenntnisse über Evolution und Genetik wie beim Weizen.
Entwicklung des Weizens
Ein Überblick der Geschichte von Weizen und seiner Entwicklung von Anna Sapone, mit der freundlichen Genehmigung durch Prof. Norberto Pogna vom Istituto Sperimentale per la Cerealicoltura CRA, Rom – Abteilung für angewandte Genetik.
Weizen ist ein Grundnahrungsmittel für den Menschen. Die beiden wichtigsten kultivierten Weizenarten sind Hartweizen und Weichweizen. Hartweizen wird auch Durumweizen genannt und hat immer eine begrannte Ähre während beim Weichweizen sowohl begrannte als auch unbegrannte Ähren vorkommen. Die Evolution der Getreidearten ereignete sich in einem riesigen Gebiet, das Syrien, den Libanon, Jordanien, Palästina und Teile des Irans, die Türkei, den Irak, Kasachstan und Afghanistan umfasst. Wahrscheinlich ging der Getreideanbau vom sogenannten levantinischen Korridor aus, dem Übergang zwischen der Halbinsel Sinai und Israel. Weizenreste aus der Zeit vor 23.000 Jahren wurden südlich des Sees Tiberias in Israel gefunden: Es handelt sich hierbei um Einkorn und Zweikorn (lat.: Triticum monococcum ssp aegilopoides, Triticum urartu, Triticum turgidum ssp dicoccoides).
Züchtung von Weizen
Die Zucht von Weizen begann bereits in der Jungsteinzeit mit der Auslese und erneuten Aussaat von Samen von besonders ertragreichen Wildgrasarten. Erst in der Zeit um 1900 führten die Experimente des Biologen Gregor Johann Mendel (1822-1884) zu den Grundlagen der Genetik und zur genetischen Verbesserung vieler pflanzlicher und tierischer Spezies. Der Italiener Nazareno Strampelli (1866-1942), Wissenschaftler, Genetiker und Pionier moderner Kreuzungsmethoden, züchtete Dutzende verschiedener Getreidevarietäten. Strampelli ist es ebenfalls zu verdanken, dass „seine“ Getreidesorten nach Mexiko gelangten und dort bis zur Grünen Revolution der 1960er Jahre als Grundlage für Studien über den natürlichen Reproduktionsprozess dienten. Wissenschaftlich war seine Methode der Kreuzung effizienter; er kreuzte verschiedene Sorten gezielt und es entstanden neue Kultursorten sogenannte Hybriden. Die ansonsten damals vorherrschende Methode bediente sich der Samenauswahl nur innerhalb derselben Sorte, der sogenannten Selektion. Bei der damals vorherrschenden Zuchtmethode, wählte man die besten Samen innerhalb einer Sorte aus, diese Methode wird als Selektion bezeichnet.
Das Genom des Weizens
Das Genom des Weizens wurde erst im September 2010 bestimmt. Es waren Wissenschaftler von den Universitäten Liverpool, Bristol sowie vom John Innes Centre, einem internationalen, unabhängigen Forschungszentrum in Großbritannien, die die Sequenzierung des DNA-Komplexes des Weizens vornahmen. Dieser ist fünfmal so groß wie das menschliche Genom und besteht aus 17 Milliarden „Buchstaben“. Das Mapping ist mit 95 Prozent der Gene beinahe komplett. Die Experten gaben an, durch die Analyse des genetischen Codes der entschlüsselten Weizensorte die natürlichen genetischen Variationen zwischen den verschiedenen Weizensorten feststellen zu können, sodass es nun möglich ist, Sorten mit einer besseren Resistenz gegen Parasiten oder Trockenheit auszuwählen, wodurch die Ernteerträge gesichert werden können. In den letzten Jahrzehnten konzentrierte man sich darauf den Glutengehalt zu maximieren. Weitere Ansätze gibt es in der Gentechnik um pilzresistente, trocken und salztolerante Sorten zu züchten.
Quelle
Thomas Miedaner (2014): Kulturpflanzen: Botanik - Geschichte - Perspektiven. Springer Spektrum.
ISBN: 978-3-642-55292-2 (Print) 978-3-642-55293-9 (Online)