Nach der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) unterteilt man epileptische Ereignisse in fokale (in einer Region des Gehirns beginnend), generalisierte (im gesamten Gehirn gleichzeitig beginnend) und nicht klassifizierbare epileptische Anfälle (wenn z.B. die Beschreibung durch Angehörige keine Eingruppierung zulässt).
Sie können folgendermaßen verlaufen:
A. Generalisierte Anfallstypen
- Absencen: Anfälle mit für Sekunden anhaltendem Bewusstseinstopp (früher als „Petit-mal“ bezeichnet)
- myoklonische Anfälle, die mit einzelnen oder unregelmäßig wiederholten Zuckungen einzelner Muskelgruppen einhergehen. Das Bewusstsein ist dabei in der Regel erhalten, es kann aber zu Stürzen kommen.
- klonische Anfälle: unwillkürliche, rhythmische Kontraktionen von Muskeln bzw. Muskelgruppen
- tonische Anfälle: Verkrampfung aller Muskelgruppen für durchschnittlich 1.5 Minuten verbunden mit Bewusstseinsstörung. Das Ereignis kann mit einem Zungenbiss und Einnässen vergesellschaftet sein.
- tonisch-klonische Anfälle: Verkrampfung aller Muskelgruppen gefolgt von rhythmischen Zuckungen der Armen und Beine (Konvulsionen) mit Bewusstseinsstörung für insgesamt durchschnittlich 1.5 Minuten (früher „Grandmal“). Das Ereignis kann mit einem Zungenbiss und Einnässen vergesellschaftet sein.
- atonische Anfälle: Es kommt zum plötzlichen Verlust der Muskelkraft und die Patienten stürzen zu Boden. Die damit verbundene Bewusstseinsstörung ist häufig nur sehr kurz.
B. Fokale Anfallstypen
- fokale Anfälle ohne Bewusstseinsstörung (hierzu gehören auch die Auren): unbestimmte Gefühle (z.B. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Nadelstiche oder Kopfdruck), die nur der Patient selbst bemerkt
- fokale Anfälle mit Bewusstseinsstörung: Der Patient ist für wenige Minuten nicht reagibel (z.B. reagiert nicht auf Ansprache und kann sich an Merkworte nicht erinnern). In dieser Zeit kann die betroffene Person still dasitzen oder unkontrollierte Handlungen durchführen (etwas wegräumen oder weglaufen).
Die meisten epileptischen Anfälle sind selbstlimitierend und enden nach wenigen Minuten. Die Betroffenen erholen sich erfahrungsgemäß ohne therapeutische Maßnahmen. Nach den Anfällen kann aber eine verzögerte Reorientierung (es hier auch zum Weglaufen kommen) oder sogar Schlaf eintreten (postiktualer Schlaf), der bis zu 24 Stunden anhalten kann. An die Anfälle selbst können sich die Betroffen dann nur bedingt erinnern (Amnesie). Treten mehrere Anfälle kurz hintereinander auf, ohne dass die Betroffenen sich zwischenzeitlich vollständig erholen oder bei länger als 5 Minuten anhaltenden Anfällen mit oder ohne Bewusstlosigkeit, liegt ein Status epilepticus vor. Insbesondere beim „Grand mal“ kann es in Abhängigkeit von Dauer und Häufigkeit zu irreversiblen Schädigungen des Gehirns oder auch zu tödlichen Verläufen kommen.
Quellenverzeichnis
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