Zöliakie-Prävention: neue Chancen durch frühzeitige Ballaststoffaufnahme?

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Das Auftreten der Zöliakie wird sowohl mit genetischer Prädisposition als auch mit einem höheren Glutenkonsum sowie Infektionen in der frühen Kindheit in Verbindung gebracht. Während der Einfluss von Gluten gut untersucht ist, bleibt unklar, ob andere Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe eine protektive Wirkung auf die Entstehung der Zöliakie haben könnten.

Ballaststoffe könnten eine protektive Wirkung auf die Entstehung der Zöliakie haben, indem sie die Vielfalt der Darmmikrobiota und die der Barrierefunktion des Darms fördern. Die TEDDY-Studie (The Environmental Determinants of Diabetes in the Young) untersuchte die Menge und den Zeitpunkt der Ballaststoffaufnahme bei Kindern im Alter bis zu 5 Jahren, die ein genetisches Risiko für Zöliakie aufwiesen, und analysierte den Zusammenhang der Ballaststoffaufnahme mit dem späteren Erkrankungsrisiko.

Methodik

Die prospektive Kohortenstudie erfasste Daten von 6.520 Kindern aus den USA, Schweden, Finnland und Deutschland, die Zöliakie-Risikofaktoren aufwiesen (HLA-DQ2- und/oder DQ8-Risiko-Haplotypen). Insgesamt beobachtete die Studie Kinder bis zu ihrem 13. Lebensjahr. Bei 479 dieser Kinder wurde im durchschnittlichen Alter von 3,3 Jahren eine Zöliakie diagnostiziert. Die Zöliakie-Diagnose basierte auf serologischen (persistierende Transglutaminase-Autoantikörper) und histologischen Kriterien. Die Erfassung der Ernährungsdaten erfolgte durch wiederholte dreitägige Ernährungsprotokolle im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren. Diese zeigten, dass die Ballaststoffzufuhr von durchschnittlich (±SD) 4,4 ± 3,8 g/1000 kcal/d im Alter von 6 Monaten auf 8,8 ± 2,8 g/1000 kcal/d im Alter von 5 Jahren stieg.

Ergebnisse

Die TEDDY-Studie ist die erste Beobachtungsstudie bei Kindern mit genetischem Zöliakie-Risiko, die zeigt, dass eine höhere Ballaststoffzufuhr in den ersten zwei Lebensjahren mit einem geringeren Risiko für die spätere Entwicklung der Krankheit verbunden ist. Wichtig ist, dass der Zusammenhang nur in den ersten zwei Lebensjahren auftrat, da nach diesem Zeitraum keine Wirkung von Ballaststoffen beobachtet wurde. Im Gegensatz dazu wurde kein Zusammenhang zwischen der Ballaststoffaufnahme im Alter von 4 und 5 Jahren und dem Zöliakierisiko gefunden.

Diskussion

Das bedeutet, dass Ballaststoffe in dieser sensiblen Entwicklungsphase eine Rolle bei der Beeinflussung des Zöliakie-Risikos spielen könnten. Allerdings sind weitere Studien erforderlich, um sicherzustellen, dass dieser Zusammenhang nicht durch andere Faktoren beeinflusst wird.

Auch frühere Untersuchungen zeigen einen ähnlichen Trend: So wurde festgestellt, dass Kinder von Müttern mit einer ballaststoffreichen Ernährung während der Schwangerschaft seltener an Zöliakie erkrankten. Ebenso wurde ein niedrigeres Risiko für Zöliakie-Autoimmunität bei Kindern beobachtet, die nach dem Abstillen eine ballaststoffreiche Ernährung erhielten.

Um die potenziellen schützenden Effekte von Ballaststoffen auf das Zöliakie-Risiko besser zu verstehen, sind weitere klinische Studien notwendig. Besonders wichtig wäre es, durch gezielte Interventionsstudien zu klären, ob eine bewusste Erhöhung der Ballaststoffaufnahme in der frühen Kindheit das Risiko tatsächlich senken kann.

Bias/Störfaktoren

Es besteht ein potenzielles Risiko, dass die Ballaststoffaufnahme in der TEDDY-Studie falsch angegeben wird, da sie sich auf die von den Eltern gemeldeten Lebensmittelaufzeichnungen stützt. Diese Aufzeichnungen erfassten die Aufnahme über drei Tage, was möglicherweise nicht vollständig die gewohnte Ernährung einer Person widerspiegelt. Diese Einschränkung wurde in der Studie jedoch durch wiederholte Aufzeichnungen der Lebensmittel für jedes Kind abgeschwächt.

Quellen

Early Dietary Fiber Intake Reduces Celiac Disease Risk in Genetically Prone Children: Insights From the TEDDY Study

Hård af Segerstad, Elin M.Mramba, Lazarus K.Aronsson, Carin AndrénUusitalo, UllaVirtanen, Suvi M.Agardh, DanielNorris, Jill M. et al.

Gastroenterology, Volume 0, Issue 0

*Aufgrund der Lesbarkeit wird hier das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.