Wirksamkeit einer low-FODMAP Diät bei Zöliakie-Patienten mit anhaltenden Reizdarm-ähnlichen Symptomen trotz glutenfreier Ernährung

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Bei anhaltenden Symptomen bei diagnostizierter Zöliakie (CeD) wird zunächst die korrekte Einhaltung der glutenfreien Diät (GFD) überprüft. Allerdings können anhaltende GI-Symptome auch auf funktionelle gastrointestinale Störungen wie das Reizdarmsyndrom (IBS) hinweisen. Obwohl die Bedeutung einer Diät mit einem niedrigen Gehalt an fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden und Polyolen (FODMAPs) bei Reizdarmsyndrom gut belegt ist, liegen nur wenige Daten über die Bedeutung einer solchen Diät bei Zöliakie-Patienten vor, die trotz einer glutenfreien Diät weiterhin Reizdarmsymptome aufweisen. Eine Forschergruppe der Universität Pavia, Italien, untersuchte durch systematisches Auswerten der vorliegenden Literatur, ob diese Art von Zöliakie-Patienten zusätzlich von einer low-FODMAP Diät profitieren können.

50% der Zöliakie-Patienten leiden auch nach Beginn einer glutenfreien Ernährung noch unter Magen-Darm-Beschwerden. Diese können durch eine mangelnde Einhaltung der GFD oder in seltenen Fällen durch refraktäre Zöliakie, Lymphome und andere bösartige Erkrankungen verursacht werden. Bei anhaltenden GI-Symptomen, die durch das Reizdarmsyndrom oder andere funktionelle gastrointestinale Störungen verursacht werden, wird eine low-FODMAP Diät empfohlen. Unter FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole) versteht man Kohlenhydratgruppen, die im Magen-Darm-Trakt schlecht resorbiert werden und dort zu einer erhöhten Wasserausscheidung und/oder Gasbildung im Dickdarm führen können. Lusetti et al. untersuchte mittels eines systematischen Reviews, inwiefern eine low-FODMAP Diät Zöliakie-Betroffenen mit anhaltenden IBS-ähnlichen Symptomen, die bereits eine GFD einhalten, helfen könnte.

Methodik

Über die wissenschaftlichen Datenbanken PubMed und Embase wurde systematisch gemäß PRISMA-Richtlinien nach geeigneter Literatur gesucht, die die Rolle von FODMAPs und/oder einer low-FODMAP Diät bei Zöliakiepatienten mit anhaltenden Symptomen thematisiert. Aus insgesamt 239 Ergebnissen, wurden sechs Studien priorisiert. Darunter waren vier Interventionsstudien, die eine low-FODMAP-GFD mit einer regulären GFD bei anhaltenden Symptomen verglichen (zwei randomisierte kontrollierte Studien und zwei offene Studien). Darüber hinaus untersuchten Lusetti et al. den Gehalt an FODMAP-Lebensmitteln in einer GFD.

Ergebnisse

In den vier Vergleichsstudien wurden 176 Zöliakie-Patienten untersucht, von denen 115 Personen (Erwachsene, 86 Frauen) eine glutenfreie Diät mit niedrigem FODMAP-Gehalt einhielten. Die Studienergebnisse zeigten, dass sich eine low-FODMAP-GFD über einen Zeitraum von mindestens 4 Wochen bei der Verringerung der Symptome als signifikant wirksamer erwies als eine normale GFD (p < 0,05 in 3/4 der Studien). Darüber hinaus verbesserte die Intervention mit der low-FODMAP Diät den psychologischen Zustand und die Lebensqualität der Zöliakie-Patienten mit anhaltenden GI-Symptomen.

Der FODMAP-Gehalt in der Nahrung war bei einer konventionellen GFD signifikant niedriger als bei Nicht-Zöliakie-Patienten, die eine glutenhaltige Diät einhielten (beide p < 0,05). Allerdings verzehrten Zöliakie-Patienten mehr Portionen Obst/Gemüse mit hohem FODMAP-Gehalt.

Fazit

Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit kann eine low-FODMAP Diät für Zöliakie-Patienten, die trotz strikter Einhaltung einer GFD mit anhaltenden IBS-ähnlichen Symptomen zu kämpfen haben, von Vorteil sein und sollte situativ, nach Ausschluss anderer Ursachen, in Betracht gezogen werden. Diese Maßnahme sollte jedoch von erfahrenen Ernährungstherapeuten wie Diätassistenten begleitet werden, um eine zu restriktive Ernährung, Ernährungsdefizite oder das Risiko einer minderwertigen Ernährung zu vermeiden.

Quelle

*Aufgrund der Lesbarkeit wird hier das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.