Zöliakie: Die Rolle der zahnärztlichen Differenzialdiagnose bei der Früherkennung

  1. Dr.Schär Institute
  2. News
  3. Zöliakie
  4. Zöliakie: Die Rolle der zahnärztlichen Differenzialdiagnose bei der Früherkennung

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die neben gastrointestinalen Beschwerden auch andere Organe betreffen kann. Weniger bekannt sind Manifestationen im Mundraum, insbesondere Zahnschmelzdefekte (DED). Zu den Ursachen zählen immunologische Schäden, Nährstoffmangel und genetische Faktoren. Denn eine durch Zöliakie bedingte Kalzium-Malabsorption kann die Zahnschmelzentwicklung negativ beeinflussen.

Das Forscherteam Inchingolo AM et al. (Universität Aldo Moro, Bari) veröffentlichte kürzlich einen Review über den Zusammenhang zwischen Zöliakie und Zahnschmelzdefekte im Journal of Clinical Medicine. Ziel dieser Übersichtsarbeit war es, aufzuzeigen, dass die Diagnose der Zöliakie mit Unterstützung des Zahnarztes erleichtert werden könnte. Hierfür wurden insgesamt 153 wissenschaftliche Publikationen gesichtet, wovon 18 relevante Studien für den Review ausgewählt und darin einbezogen wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass bis zu 80 % der Zöliakie-Patienten Zahnschmelzdefekte aufweisen.

 

Zu den häufigsten Symptomen zählen Aphthen, wiederkehrende Mundgeschwüre und DED. Die Studien deuten darauf hin, dass Gluten die Schmelzentwicklung beeinflussen kann. Typische Defekte umfassen Grübchen-, Rillenbildung und Verfärbungen, die jedoch auch bei anderen Zahnerkrankungen auftreten können und eine sorgfältige Differenzialdiagnose erfordern. Zudem haben Zöliakie-Betroffene ein erhöhtes Risiko für Karies und Zahnverlust.

 

Einschätzung von Zahnschmelzdefekten nach Aine et al. (1990)

Diese Klassifikation hilft dabei, die Schwere der Zahnschmelzdefekte bei Zöliakie-Patienten zu bewerten und kann Zahnärzten Hilfestellung bei der Diagnose einer möglichen Zöliakie geben

  • Grad I: Symmetrische, milchig-weiße Verfärbungen an Schneidezähnen und Molaren.
  • Grad II: Zusätzliche leichte Vertiefungen oder Rillen.
  • Grad III: Deutliche Defekte mit tiefen Rillen und großflächigen Schäden.
  • Grad IV: Schwere Defekte mit massivem Strukturverlust.

Schlussfolgerung

Orale Anzeichen können zur frühzeitigen Diagnose von Zöliakie beitragen. Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen sind daher eine Voraussetzung, um DED frühzeitig zu erkennen und zu behandeln .

Weitere Studien sind notwendig, um den Zusammenhang zwischen Zöliakie und Zahngesundheit besser zu verstehen.

 

*Aufgrund der Lesbarkeit wird hier das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.

 

Quellen

https://www.mdpi.com/2077-0383/13/5/1382#

Inchingolo, A.D.; Dipalma, G.; Viapiano, F.; Netti, A.; Ferrara, I.; Ciocia, A.M.; Mancini, A.; Di Venere, D.; Palermo, A.; Inchingolo, A.M.; et al. Celiac Disease-Related Enamel Defects: A Systematic Review. J. Clin. Med. 2024, 13, 1382. https://doi.org/10.3390/jcm13051382