Zöliakie und Schilddrüsenerkrankungen wie der Basedow-Krankheit (GD) und die Hashimoto-Thyreoiditis (HT) gehören nicht nur zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen, sondern können aufgrund gemeinsamer Risikofaktoren auch eng miteinander verbunden sein.
Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse (AITD) und Zöliakie (CD) sind aufgrund ihrer Häufigkeit und verbesserter Screening-Programme zunehmend ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die beiden Erkrankungen können aufgrund gemeinsamer Risikofaktoren eng miteinander verbunden sein. Dazu zählen genetische Faktoren, Veränderungen in der Zusammensetzung und Vielfalt des Darmmikrobioms und ein Mangel an Nährstoffen wie Vitamin D.
In dem Review, das durch das Institut für klinische Physiologie in Pisa (Italien) 2024 veröffentlicht wurde, wird der aktuelle Wissensstand über die Beziehung zwischen AITD und CD und die diesem Zusammenspiel zugrunde liegenden Mechanismen zusammengefasst. Dabei wird die potenziell relevante Rolle von Vitamin D beleuchtet – als Risikofaktor für diese beiden Erkrankungen im Falle eines Mangels und gleichzeitig als therapeutische Option in Form eines Ergänzungsmittels für deren Behandlung. Zuletzt geben die Autoren Francesca Gorini und Alessandro Tonacci einen Ausblick auf mögliche künftige technologiegestützte Strategien für die Vitamin-D-Supplementierung.
Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel/ einer Vitamin D-Insuffizienz und Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse, Sinnhaftigkeit der Supplementierung bei Zöliakie noch nicht geklärt
Die gesichtete Literatur gibt Hinweise darauf, dass ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel oder einer Vitamin-D-Insuffizienz und einer erhöhten Rate der Hashimoto-Thyreoiditis und Basedow-Krankheit besteht. Studienergebnisse, die diesen Zusammenhang auch für Zöliakie belegen, sind weniger eindeutig, da sich in einigen dieser Studien der Vitamin-D-Status von Zöliakiepatienten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen nicht signifikant unterscheidet. Die Sinnhaftigkeit der Vitamin-D-Supplementierung bei Zöliakie ist daher noch nicht vollständig geklärt, ebenso wenig wie der mögliche Einfluss der GFD-Behandlung auf den Vitamin-D-Spiegel.
Weiterer Forschungsbedarf
Die Autoren fordern Längsschnittstudien und randomisierte kontrollierte Studien, um einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Serum-Vitamin-D-Spiegel und dem Auftreten von AITD und CD eindeutig nachzuweisen sowie standardisierte Tests für die Vitamin-D-Bestimmung und rechtzeitige Empfehlungen zur Vitamin-D-Zufuhr für die Unterstützung des Immunsystems im Sinne der Primärprävention. Letztendlich sollte ein gründliches Verständnis der Prävalenz und der Risikofaktoren von Ernährungsdefiziten, insbesondere in Bezug auf den Vitamin-D-Spiegel, während der Nachbeobachtung im Rahmen einer GFD ein wesentlicher Bestandteil des CD-Managements sein, um klinische Folgen von Ernährungsungleichgewichten zu vermeiden.
Ein Blick in die Zukunft:
Zukünftig könnte eine individuelle Vitamin-D-Supplementierung mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) realisiert werden, die beispielsweise Risiken von Hypovitaminose oder Intoxikation, die mit falschen Vitamin-D-Supplementierungsplänen verbunden sind, verhindern könnte.
*Aufgrund der Lesbarkeit wird hier das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich – sofern nicht anders kenntlich gemacht – auf alle Geschlechter.
Quellen
Gorini F, Tonacci A. Vitamin D: An Essential Nutrient in the Dual Relationship between Autoimmune Thyroid Diseases and Celiac Disease—A Comprehensive Review. Nutrients. 2024; 16(11):1762. https://doi.org/10.3390/nu16111762