Osteoporose und Zöliakie: Einflussfaktoren, Therapieansätze, Forschungsbedarf – ein Review zum Stand der Wissenschaft

  1. Dr.Schär Institute
  2. Dr. Schär Institute
  3. News
  4. Zöliakie
  5. Osteoporose und Zöliakie: Einflussfaktoren, Therapieansätze, Forschungsbedarf – ein Review zum Stand der Wissenschaft

Zöliakie (engl. celiac disease, CD) ist eine Autoimmunerkrankung, die bei genetisch prädisponierten Personen durch die Aufnahme von Gluten verursacht wird. Zusätzlich zu den typischen Magen-Darm-Beschwerden, kann CD ein breites Spektrum an Begleiterkrankungen hervorrufen, darunter auch eine niedrige Knochenmineraldichte (BMD) und Osteoporose. Ein aktuelles Review von L. Lungaro et. al. erklärt die Rolle von Zöliakie bei der Entwicklung von skelettalen Veränderungen, um Fachkräften einen aktuellen Überblick über dieses umstrittene Thema zu geben und die Behandlung von Osteoporose bei Zöliakie zu verbessern.

Die Ätiopathogenese von Knochenläsionen bei Zöliakie ist multifaktoriell bedingt und auch andere Effekte als die Mineralstoff- und Vitamin-D-Malabsorption können die Knochengesundheit beeinträchtigen, insbesondere solche, die mit dem endokrinen System zusammenhängen. In einem Review aus Italien beschreiben Forschende um L. Lungaro CD-induzierte Osteoporose, um über neue und weniger bekannte Aspekte aufzuklären, wie etwa den Einfluss des Darmmikrobioms oder geschlechtsbedingte Unterschiede auf die Knochengesundheit.

Methode

Für den Zeitraum Anfang Januar 2013 bis Ende Dezember 2022 wurde eine PubMed-, EMBASE-, MEDLINE- und ScienceDirect-Suche mit den folgenden Suchbegriffen durchgeführt: „Zöliakie“, „Osteoporose“, „Osteoporose UND Zöliakie“, „Osteoporose-Leitlinien“, „Darmmikrobiota UND Knochen“, „Darmmikrobiota UND Zöliakie“, „Probiotika UND Zöliakie“, „sekundäre Osteoporose“, „männliche Osteoporose“, „Zöliakie UND Wachstum“, „Endokrine Achse UND Zöliakie“. Krankheit“, „Osteoporose-Behandlung“. Folgende Kriterien schränkten die Suchstrategie ein: (1) gemeldete knochenassoziierte Erkrankungen bei CD; (2) in den letzten zehn Jahren veröffentlichte Arbeiten (Januar 2013–Ende Dezember 2022); (3) auf Englisch verfasste Arbeiten; und (4) Volltext verfügbar. Die Artikelsuche wurde unabhängig von zwei Autoren (LL und FM) durchgeführt, die die Titel und Zusammenfassungen der ausgewählten Datensätze überprüften. Die im ersten Schritt identifizierten Aufzeichnungen wurden anschließend unter Berücksichtigung des Manuskripts und der Anhänge gründlich ausgewertet. Nicht relevante Arbeiten oder solche, die nicht den Einschlusskriterien entsprachen, wurden ausgeschlossen. Auch Duplikate, Arbeiten ohne Originaldaten sowie unvollständige oder unklare Ergebnisse wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse

Osteopenie und Osteoporose sind Erkrankungen, die häufig mit Zöliakie einhergehen. Die strikte Einhaltung einer glutenfreien Diät scheint die einzige wirksame Behandlung zur Verbesserung der BMD bei Erwachsenen und zur Normalisierung der BMD bei Kindern zu sein. Allerdings sollten auch der Ernährungs-, Stoffwechsel- und endokrinologische Status von Patienten berücksichtigt werden.

Um den Zusammenhang zwischen Osteoporose bei Zöliakie und geschlechtsspezifischen Unterschieden genauer zu erfassen, bedarf es weiterer Studien. Dies könnte dazu beitragen, dass künftig maßgeschneiderte Lösungen für Patienten entwickelt werden können.

Zur Wirksamkeit von Arzneimitteln zur Behandlung von Osteoporose bei Zöliakie-Patienten und anderen Subpopulationen liegen bislang ebenfalls wenige Erkenntnisse vor. Auch hier wären weitere Studien wünschenswert. Probiotika könnten ein neuer Ansatz zur Vorbeugung von Knochenveränderungen darstellen, auch wenn die Rolle der Darmmikrobiota nach wie vor unzureichend geklärt ist.

Fazit

Ärzte und Ernährungsfachkräfte sollten sich dem erhöhten Risiko für Knochenerkrankungen im Zusammenhang mit Zöliakie bewusst sein und frühzeitig entsprechend gegensteuern. Eine solche, vorausschauende Behandlung von Risikogruppen gewährleistet eine frühere Diagnose und eine gezieltere Therapie.

Quelle