Zöliakie und das Risiko einer mikroskopischen Kolitis - eine Kohortenstudie aus Schweden

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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Zöliakie und mikroskopischer Kolitis? Einzelne Berichte und kleinere Untersuchungen legen dies nahe, doch großangelegte Kohortenstudien gab es bisher nicht. Eine solche wurde nun in Schweden landesweit durchgeführt. Die Ergebnisse zeichnen ein eindeutiges Bild.

Mikroskopische Kolitis (MC) ist eine entzündliche Erkrankung des Dickdarms. MC ist gekennzeichnet durch wässrigen, nicht blutigen Durchfall, obwohl auch andere Symptome (z. B. Müdigkeit, Gewichtsverlust, Bauchschmerzen) auftreten können. MC wird für gewöhnlich unterteilt in kollagene Kolitis (CC) und lymphatische Kolitis (LC), basierend auf den histopathologischen Ergebnissen der Kolonbiopsie. Die MC-Inzidenz ist in Schweden in den letzten zwei Dekaden angestiegen, wie das Studien-Team bereits zuvor zeigen konnte.

Über einen möglichen Zusammenhang zwischen Zöliakie und MC wurde zwar berichtet, jedoch fehlten bislang ausreichend aussagekräftige Kohortenstudien über verschiedene Schichten hinweg und mit einem hohen Grad an Generalisierbarkeit. Die Kohortenstudie von Bergman et. al. aus Schweden nahm daher eine solche systematische und landesweite Untersuchung dieses Zusammenhangs vor.

Methode

Eine landesweite bevölkerungsbasierte Kohortenstudie wurde in Schweden durchgeführt. Diese umfasste 45.138 Patientinnen und Patienten mit durch Biopsie bestätigter Zöliakie (diagnostiziert zwischen 1990–2016), 223.149 Referenzpersonen und 51.449 Geschwister von Zöliakie-Patienten. Daten über Zöliakie und MC wurden von allen Pathologieabteilungen in Schweden (n = 28) eingeholt. Die angepasste Hazard Ratio (aHR) wurden mithilfe der Cox-Regression berechnet.

Ergebnisse

Während der Studienlaufzeit wurde bei 452 Zöliakie-Patienten und 197 Referenzpersonen eine MC festgestellt (86,1 vs. 7,5 pro 100.000 Personenjahre). Dieser Unterschied entsprach einer aHR von 11,6 (95 %-Konfidenzintervall [KI] = 9,8–13,8) oder acht zusätzlichen MC-Fällen bei 1000 Zöliakie-Patienten, die zehn Jahre lang nachbeobachtet wurden. Obwohl das Risiko einer MC im ersten Jahr der Nachbeobachtung am höchsten war (aHR 35,2; 95 % KI = 20,1–61,6), blieb es auch noch nach zehn Jahren erhöht (aHR 8,1; 95 %-KI = 6,0–10,9). Bei der getrennten Untersuchung der MC-Subtypen LC und CC, betrug die aHR 12,4 (95 %-KI = 10,0–15,3) für LC und 10,2 (95 %-KI = 7,7–13,6) für CC. MC war zudem üblicher vor einer Zöliakie (bereinigte Odds Ratio [aOR] = 52,7; 95 %-KI = 31,4–88,4). Der Vergleich mit Geschwistern ohne Zöliakie ergab niedrigere aHRs, was darauf hindeutet, dass eine gemeinsame Genetik oder frühe Umweltfaktoren eine Rolle bei der Pathogenese von Zöliakie und MC spielen könnten. Die Risikoschätzungen verringerten sich, blieben jedoch erhöht (Zöliakie und spätere MC: HR = 6,2; Zöliakie und frühere MC: aOR = 7,9).

Fazit

Die Studie zeigt einen starken Zusammenhang zwischen Zöliakie und MC durch ein gesteigertes Risiko für zukünftige oder vorangegangene MC bei Zöliakie-Patienten. Die Deutlichkeit des Zusammenhangs unterstreicht die Notwendigkeit, die Begleiterscheinungen dieser Diagnosen in Fällen zu berücksichtigen, in denen trotz glutenfreier Ernährung oder konventioneller MC-Behandlung Magen-Darm-Beschwerden bestehen bleiben oder erneut auftreten.

Quelle