Das Dr. Schär Institute bietet internationalen, unabhängigen Wissenschaftlern und Medizinern regelmäßig bei Expert Meetings eine Plattform, um den aktuellen Stand der Forschung im Bereich der Non Celiac Gluten Sensitivity (NCGS) zu diskutieren, zusammenzufassen und für die Fachwelt in Form von Reviews zugänglich zu machen.
Consensus Conference, London 2011
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Im Februar 2011 fand in London das erste International Expert Meeting on Gluten Sensitivity statt, zu dem das Dr. Schär Institute Wissenschaftler und Mediziner an einen Tisch geholt hatte. Ziel war, einen Konsens zur Gluten Sensitivity (Glutensensitivität) zu finden und die Forschung auf diesem Gebiet weiter voranzutreiben. Seit dem ersten Treffen findet regelmäßig eine weitere internationale Expertentagung statt, um den aktuellen Stand der Forschung zu erörtern, neue Erkenntnisse zu diskutieren, sowie abschließend ein Positionspapier zu verfassen und zu veröffentlichen. So ging es im ersten Treffen vorrangig um die Erarbeitung eines Diagnosealgorithmus zur Unterscheidung der drei glutenbedingten Erkrankungen Zöliakie, Weizenallergie und Gluten Sensitivity, während im zweiten die Nomenklatur und die genaue Definition der Glutenunverträglichkeit GS im Mittelpunkt stand. Hier einigte man sich auf die Bezeichnung Non Celiac Gluten Sensitivity, die nach wie vor die international genutzte Bezeichnung ist, während die S2k-Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität aus dem Jahr 2014 den Begriff Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (kurz: Weizensensitivität) empfiehlt.
Expert Meeting, Munich 2012
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Nach der ersten Consensus Conference 2011 in London fand am 1. und 2. Dezember 2012 das zweite „International Expert Meeting on Gluten Sensitivity“ in München statt. Rund 30 Wissenschaftler und Mediziner aus den USA, England, Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Österreich, Argentinien, Slowenien und den Niederlanden widmeten sich ein Wochenende lang der Frage, welche neuen Erkenntnisse es im Bereich der GS gibt.
Die Experten diskutierten unter anderem, welches die beste Definition und Nomenklatur für GS ist, was bereits zu GS bekannt ist und zu welchen Faktoren noch Informationen fehlen. Um zu unterstreichen, dass die Diagnose einer GS durch Ausschluss anderer glutenbedintgter Pathologien erfolgt, einigten sich die Wissenschaftler auf die Nomenklatur „Non Celiac Gluten Sensitivty“. Auch die Punkte, welche Biomarker sich für die Diagnose einer GS eignen und wie das Thema Reizdarm mit der Thematik GS zusammenhängen könnte, standen auf dem Programm. Zudem erörterte die Expertenrunde, wie man erfolgreich eine richtige GS von einem Placeboeffekt durch die Umstellung auf die glutenfreie Ernährung unterscheiden könnte. An dem internationalen Treffen beteiligten sich Koryphäen auf dem Gebiet wie Prof. Alessio Fasano, Prof. Carlo Catassi, Prof. Detlef Schuppan, Prof. David Sanders, Dr. Michael Schumann, Prof. Wolfgang Holtmeier und Dr. Anna Sapone.
Die neuesten Resultate wurden in Form von Experteninterviews sowie in einem ersten Kurzreport zusammengefasst. Neben dem Kurzreport formulierten die Experten eine ausführliche Version mit dem Titel "Non Celiac Gluten Sensitivity: Neue Abgrenzung von Erkrankungen glutenassoziierter Störungen", die als Review im Online-Fachjournal Nutrients veröffentlicht wurde.
Expert Meeting, Salerno 2014
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Die Entwicklung eines standardisierten Diagnoseprotokolls stand im Mittelpunkt des letzten Treffens. Die Methode zielt darauf ab, die Diagnose Gluten-/Weizensensitivität durch ein einheitliches diätetisches Zweistufenverfahren zu bestätigen.
Da nach wie vor keine Biomarker verfügbar sind, mit denen die Gluten-/Weizensensitivität eindeutig diagnostiziert werden kann, stand das Thema Diagnose im Mittelpunkt des vergangenen Expert Meetings. Die Mediziner, Wissenschaftler und Ernährungsexperten kamen zu dem Schluss, dass diätetische, standardisierte Verfahren das aktuell empfohlene Mittel der Wahl sind. Sie erarbeiteten ein Diagnoseprotokoll, das sowohl in der medizinischen Praxis zur Diagnostik genutzt werden kann als auch für klinische Studien, mit denen die Gluten-/Weizensensitivität weiter erforscht werden soll.
Zweistufiges Diagnoseprotokoll
Das zweistufige Verfahren zur Bestätigung einer Gluten-/Weizensensitivität sieht vor, dass (1) die Reaktion auf eine glutenfreie Ernährung bewertet und (2) die Auswirkungen auf die Wiedereinführung von Gluten gemessen wird. Vor Beginn sollte sich der Patient normal, sprich glutenhaltig ernähren. Zur Standardisierung dient ein vom Patienten auszufüllender Fragebogen, der eine modifizierte Version der Gastrointestinal Symptom Rating Scale (GSRS) beinhaltet, mit der gängige gastrointestinale Symptome beurteilt werden können. Zudem werden auch extraintestinale Beschwerden aufgeführt, die ebenfalls entsprechend ihrer Schwere in einer Skala von 1 bis 10 bewertet werden sollen.
Expert Meeting, Lana 2016
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Die wissenschaftliche Datenlage unterstützt die Hypothese, dass Gluten und andere Weizenbestandteile IBS-Symptome auslösen können. Die Diagnose wird aufgrund der Überlappung und der Nichtverfügbarkeit von IBS-/NCGS-spezifischen Biomarkern erschwert. Ziel dieser Literaturrecherche war die Vorstellung der aktuellen Datenlage zu den komplexen Zusammenhängen zwischen NCGS und dem IBS.
Da bereits im Oktober 2014 eine Literaturauswertung zu diesem Thema veröffentlicht wurde, berücksichtigt diese Literaturrecherche alle ab diesem Datum veröffentlichten Abhandlungen, aber auch relevante historische Arbeiten. Die an der Tagung teilnehmenden Experten lieferten Abstracts zu laufenden Studien, die ebenfalls einbezogen wurden. Basierend auf den vorliegenden Daten wurden verschiedene Bereiche identifiziert, in denen signifikante Fortschritte erzielt wurden. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es zwei Patientengruppen gibt, die möglicherweise von einer GFD profitieren: Patienten, die nach eigenen Angaben unter glutenbedingten Symptomen und möglicherweise einer NCGS leiden und Patienten mit IBS-assoziierten Symptomen, die ein gluten- oder weizensensitives IBS haben könnten. Heute steht eine Reihe von Ernährungskonzepten zur Verfügung, von denen diese Patienten möglicherweise profitieren können.