Meet the Expert - Antworten zu den Fragen rund um die Diagnose bei getreideassoziierten Erkrankungen

  1. Dr.Schär Institute
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Mich würden die validierten Testverfahren interessieren, speziell der ALCAT-Test bei Unverträglichkeiten speziell auch Glutensensitivität

Leider existieren bislang keine spezifischen Marker zum Nachweis einer Glutensensitivität. Daher beruht die Diagnose nach dem Ausschluss einer Zöliakie und Weizenallergie auf der Symptomlinderung unter glutenfreier Diät. Der Einsatz von ALCAT-Tests zur Diagnose wird nicht empfohlen.

Gibt es einen spezifischen Zusammenhang zwischen Gluten und Mastzellaktivierung ohne Vorliegen einer IgE vermittelten Allergie?

Hierzu gibt es keine belegten Daten. 

Vorgehensweise bei Verdacht einer Glutenunverträglichkeit

Zuerst müssen unter glutenhaltiger Ernährung eine Weizenallergie und eine Zöliakie definitiv ausgeschlossen werden. Dann wird eine mindestens 6-wöchige glutenfreie Diät eingeführt. Die klinischen Symptome müssen eindeutig zurückgehen. Idealerweise wird danach eine Glutenprovokation durchgeführt. Dies ist allerdings nur in wenigen Zentren möglich.

Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Aktuelle Handhabung der Ernährung bei Glutensensitivität. Und aktuelle Diagnostik der Glutensensitivität.

Sofern eine Glutensensitivität vorliegt ist aktuell ist die glutenfreie Diät die Therapie der Wahl. Nach 6-8 Wochen strikter GFD vertragen die Patienten meist jedoch geringe Mengen an Gluten, so dass die Diät nicht so streng eingehalten werden muss, wie bei Zöliakiepatienten. Von Patient zu Patient herrscht ein individueller Schwellenwert.

Ich arbeite in der Kinderklinik in Rheydt, habe dort immer wieder Kinder mit unklaren Beschwerden, manchmal hilft eine Diät ohne Weizen bzw. Gluten. Wie kann systematisch vorgegangen werden um die Einschränkungen möglichst gering zu halten und nicht pauschal auf sehr vieles zu verzichten?

Bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit (Ausschluss Zöliakie, Weizenallergie!) kann eine 6-8 wöchige GFD ausgetestet werden. Danach sollte aber mit der Zufuhr von zuerst geringen, dann steigenden Konzentrationen an glutenhaltigen Produkten begonnen werden. Siehe auch obige Frage. 

Im Alltag ist die Differential-Diagnose der getreideassoz. Erkrankungen oft schwierig; welche Labor bzw. Stuhl-Diagnositk ist sinnvoll und aussagekräftig? Was bezahlt die GKV?

  1. Zöliakie-Ausschluss: AK aus Serum gegen Transglutaminase, Ausschluss IgA-Mangel, evlt. AK gegen deamidierte Gliadine (IgA, IgG)  
  2. Allergie-Test: Bestimmung des Gesamt-IgE und spezifischen IgE gegen Weizen, Skin-Prick-Test.
    Diese Tests werden durch die Krankenkassen übernommen.

Wie differenziert man zwischen einer erworbenen Glutensensitivität, einer Allergie auf Gluten und einer manifesten Zöliakie / Sprue?

  1. Zöliakie: Unter glutenhaltiger Diät werden Serum-AK gegen Transglutaminase bestimmt. Ferner wird histologisch die geschädigte Mukosa (Marsh Kriterien) anhand von duodenalen Biopsien nachgewiesen.  
  2. Allergie: Bestimmung des Gesamt-IgE und spezifischen IgE gegen Weizen, Skin-Prick-Test.
  3. Bislang gibt es keine spezifischen Marker zum Nachweis einer Glutensensitivität. Daher beruht die Diagnose nach dem Ausschluss einer Zöliakie und Weizenallergie auf der Symptomlinderung unter glutenfreier Diät.   

Welche diagnostischen Verfahren werden heute dazu vorgenommen? Sollte eine FODMAP-arme Ernährung bei RDS bzw. bei einer allgemeinen Darmsensitivität lebenslang eingehalten werden?

Diagnostische Verfahren bei Reizdarm: Serologische Tests zum Ausschluss anderer Erkrankungen (s.o.)  Bei RDS bringt häufig eine FODMAP-arme Diät eine Linderung. Da es bislang aber keine Langzeitstudien über eine FODMAP-arme Ernährung gibt und bekannt ist, dass diese Diät eine Veränderung unseres Mikrobioms bewirkt, wird eine FODMAP arme Diät nicht dauerhaft empfohlen. Auch hier sollten einzelne Kohlenhydrate nach und nach wieder in die Ernährung aufgenommen werden. Hier existiert wiederum für jeden Patienten ein individueller Schwellenwert. Bei einigen Patienten mit RDS kann auch eine glutenfreie Diät eine Linderung der Symptomatik bringen. Die Entscheidung zwischen FODMAP-arm oder glutenfrei sollte in Diskussion mit dem Patienten getroffen werden. 

Quellenangabe:

1.) Nutrients 2017, 9, 1268; doi:10.3390/nu9111268  Diagnosis of NCGS: The overlapping area of NCGS and IBS. Catassi C, et al.;  2.) Int J Food Microbiol. 2019 Feb 2;290:237-246. doi: 10.1016/j.ijfoodmicro.2018.10.016 Muir JG, et al.

Diagnostik der Weizensensibilität ATIs und andere Faktoren ausser Gluten- im Weizen und anderen Getreiden, im Vergleich und im Einzelnen, Wirkungsweise Studienergebnisse dazu Stand der Forschung Labordiagnostik

Aktuell gibt es keine Forschungsdaten, die die exakte Ursache der Weizensensibilität belegen. Neben Gluten werden Fruktane und ATIs aber auch die Zubereitung von Nahrungsmitteln als Auslöser diskutiert. (Stichwort: Sauerteigfermentation)  

Welche Allergietests sind Ihrer Meinung nötig, um eine Weizensensitivität von einer Weizenallergie abzugrenzen? Welche Tests eignen sich für die Diagnose von Glutensensitivität, welche für die gesicherte Diagnostik von Zöliakie. Gibt es aussagekräftige Tests für FODMAP-Sensitivitäten? Wie ist Ihre Einschätzung von Stuhldiagnostiken?

  1. Zöliakie: Unter glutenhaltiger Diät werden Serum-AK gegen Transglutaminase bestimmt. Ferner wird histologisch die geschädigte Mukosa (Marsh Kriterien) anhand von duodenalen Biopsien nachgewiesen. 
  2. Allergie: Bestimmung des Gesamt-IgE und spezifischen IgE gegen Weizen, Skin-Prick-Test.
  3. Bislang gibt es keine spezifischen Marker zum Nachweis einer Glutensensitivität. Daher beruht die Diagnose nach dem Ausschluss einer Zöliakie und Weizenallergie auf der Symptomlinderung unter glutenfreier Diät.   
  4. FODMAP-Sensitivität: Unter den Begriff FODMAPs fallen auch kurzkettige Kohlenhydrate, die vom Körper nur unvollständig verdaut werden und in den Dickdarm gelangen. Sie sind osmotisch aktiv und durch den vermehrten Wassereinstrom ins Lumen kann es zu Diarrhöen kommen. Im Dickdarm werden sie von Bakterien fermentiert, wodurch als Nebenprodukte Gase (z.B. Methan, CO2) entstehen und Beschwerden verursachen können. Ein überschüssiger Verzehr von FODMAPs führt i.d.R. zu Blähungen, abdominellen Beschwerden und evtl Diarrhöen. Zu den FODMAPs zählt man auch Fruktose, Laktose, Sorbit. Eine Kohlenhydratmalabsorption aufgrund fehlender Laktase oder fehlenden Transportern kann durch H2-Atemtests nachgewiesen werden. Gegen andere FODMAP-Sensitivitäten (Fruktane, Galaktane) existieren bisher keine geeigneten Nachweismethoden. Eine Stuhldiagnostik bringt hierbei keine weiterführenden Informationen zur Diagnosestellung.

Kann man die drei genannten "Sensitivitäten" ATI/Gluten/FODMAP untereinander trennen - und ist das für die Praxis überhaupt relevant? Welche Parameter spielen bei der Verträglichkeit von Getreideprodukten eine möglicherweise zusätzliche nicht unerhebliche Rolle und wie kann man diese beeinflussen? (z.B. Darmflora / Zubereitung o. Verarbeitungsprozesse der getreidehaltigen LM)

Getreide enthalten neben Gluten auch ATIs und FODMAPs. Eine glutenfreie Diät ist somit auch immer eine ATI bzw FODMAP reduzierte Diät. Eine FODMAP-freie Diät ist mit sehr einschneidenden Maßnahmen bei der Ernährung verbunden. Bei vielen Getreidesorten ist der ATI-Gehalt unbekannt, da er in Abhängigkeit von klimatischen Verhältnissen stark schwankt. In der Praxis bewährt sich bei einer Glutenunverträglichkeit somit eine glutenfreie Diät (da wir den Auslöser noch nicht kennen). Die Zubereitung der Nahrungsmittel scheint eine große Rolle zu spielen. Sauerteigbakterien sind z.B. in der Lage, Glutene und Kohlenhydrate (FODMAPs) abzubauen. Bei entsprechenden Beschwerden wird deshalb u.U. ein lang fermentiertes Sauerteigbrot besser vertragen.

Welchen AK-Test sehen Sie derzeit als besten an um die glutenfreie Diät und den Verlauf der Zöliakie zu bewerten?

Direkt nach Diagnosestellung nehmen alle Serumantikörper sehr schnell ab. Wir beobachten, dass die AK gegen die Transglutaminase nur bei deutlichen Diätfehlern erhöht bleiben bzw wieder ansteigen. In unserer Abteilung scheinen die Serum-AK gegen deamidierte Gliadine (IgA und IgG) bei Diätfehlern sensitiver zu sein. Uns liegen aber noch keine langfristigen Daten diesbezüglich vor.

Konfokale Endoskopie – wie sicher ist die Diagnostik

1.) Sicherheit in Bezug auf Nebenwirkungen: Bislang wurden bei den Studien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beschrieben. Bei der konfokalen Laserendoskopie wird Fluorescein i.v. verabreicht. Bei Allergie gegen Fluorescein könnte es jedoch zu allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen.  2.) Sicherheit in Bezug auf Diagnosestellung: Die Daten zeigen, dass nicht IgE vermittelte Allergien in ca 50% der Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten  vorliegen können. Es handelt sich bislang aber nur um Studiendaten.

Wie kann man Dünndarmentzündungen nachweisen? Oft sind IGE und CRP erhöht, reicht das für einen Hinweis oder gibt es klare andere Diagnostikparameter?

Die serologischen Marker sind ein starker Hinweis auf eine Entzündung. Bei Verdacht auf eine Dünndarmentzündung sollte unbedingt eine Ösophago-Gastroduodenoskopie mit Entnahme von Biopsien und histologischer Beurteilung durchgeführt werden. 

Fr. Dr. Zopf sprach von einer banalen Blutabnahme zur Feststellung von NCGS oder Zöliakie. Was genau muss ich dem Arzt sagen, was er testen muss um hier eine verlässliche und differenzierte Diagnose zu erhalten?

Bei Verdacht auf eine Zöliakie: Unter glutenhaltiger Diät: Bestimmung der Serumantikörper IgA gegen die Transglutaminase oder Endomysium. Ferner muss ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden. Falls die AK positiv sind oder bei klarem klinischen Verdacht wird die histologische Bestätigung (Ösophago-Duodenoskopie mit Biopsieentnahme) unbedingt empfohlen.

Kann getestest werden, auf welche spezifischen Getreideproteine der Patient reagiert?

Ja, prinzipiell schon und das ist z.B. zur Diagnose der weizenabhängigen anstrengungsinduzierten Anaphylaxis nötig (Test auf omega-5-Gliadine). Für die meisten Indikationen wird dies jedoch nicht durchgeführt, weil es praktisch kaum relevant ist, da es kaum Lebensmittel oder Produkte gibt, die nur spezifische Getreideproteine enthalten und andere nicht.

Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Sollte man eine Glucose-H2 Atemtest sogar vorher noch durchführen lassen, um eine bakterielle Dünndarmfehlbesiedlung auszuschließen?

Ja, bei Verdacht auf eine Dünndarmfehlbesiedlung kann vor einer Ösophago-Gastroduodenoskopie ein Glucose-H2 Atemtest durchgeführt werden. Dies ist besonders zu empfehlen, wenn der vorangegangene Fruktose-Test bereits sehr früh (20-30 min) einen vorübergehenden Anstieg zeigte.